Dienstag, 16. Oktober 2012

Kurzkritiken: Verwirrende Zeitreisen, Folter-Zombies mit 'nem Twist und Action made in Germany


Looper
Im Jahr 2044 sind Zeitreisen noch nicht erfunden - 30 Jahre später aber schon. Dies macht sich die Mafia zunutze und entledigt sich ihrer Feinde, indem sie diese in die Vergangenheit zurückschickt, wo sie direkt nach der Ankunft von einem sogenannten Looper getötet und "entsorgt" werden. Joe (Joseph Gordon-Levitt) lebt im Jahr 2044, ist so ein Looper und ist gut in seinem Job. Probleme bekommt er jedoch, als sein älteres Ich (Bruce Willis) der nächste auf seiner Liste ist - und flüchtet bevor Joe ihn töten kann. Während er alles daran setzt, sein älteres Ich doch noch zu erwischen, um den Konsequenzen durch seinen Boss zu entgegen, hat der "alte" Joe eine ganz eigene Agenda. 

Zeitreise-Filme sind immer so eine Sache, denn die ganzen Verwicklungen und entstehenden Probleme logisch zu halten, erweist sich oft als sehr schwierig. Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson ("Brick") hält den Zuschauer jedoch bei der Stange. Der ein oder andere Twist ist unerwartet, manches ist aber auch vorhersehbar, wenn man sich ein bisschen in der Science Fiction auskennt. Das ist jedoch gar nicht schlimm, denn "Looper" bleibt dennoch spannend und interessant. Die Welt der Zukunft ähnelt unserer in vielen Aspekten, bietet logische Weiterentwicklungen und mutet höchstens dann seltsam an, wenn das Element der Telekinese angesprochen wird. Dem Zeitreise-Plot konnte man ganz gut folgen und er erscheint mir auch soweit logisch. Möglich, dass das ganze Konstrukt nicht mehr standhält, wenn man sich richtig tiefgreifend damit beschäftigt, aber ich habe den Film nicht zur philosophischen Betrachtung geschaut. ;) 

Die Schauspieler zeigen gute bis sehr gute Leistungen. Joseph Gordon-Levitt ist großartig als junger Joe und wurde mit entsprechendem Make Up und Prothesen so verändert, dass er Bruce Willis auch wirklich ähnlich sieht. Hat mich manchmal etwas verwirrt, da Gordon-Levitt so nun mal nicht aussieht, aber es verhinderte das spätere Aufschreien von "Bruce Willis sieht doch ganz anders aus!". Vom Schauspiel her gibt es bei ihm absolut nichts auszusetzen: Er verleiht Joe Tiefe und macht den Charakter glaubwürdig. Bruce Willis ist dagegen doch eher der stereotype wortkarge Rächer, den er so gerne spielt, aber das kann er ja immerhin ziemlich gut. Emily Blunt zeigt eine tolle Leistung als alleinerziehende Mutter Sara. Wie so viele der Charaktere hat auch sie echte Tiefe und so einige Fehler, und Blunt wird dem gerecht. Pierce Gagnon, der ihren Sohn Cid spielt, ist zum Glück kein nervig-zuckriges Kind, sondern eher ein klein wenig unheimlich und spielt überzeugend. 

"Looper" ist ein gelungener Science Fiction-Film, der die Zeitreise-Prämisse gut verwendet und v. a. auf vernünftige Charakterzeichnung setzt. Der Mittelteil hält sich mit Actionszenen eher zurück, aber wenn es welche gibt, sind die gut und spannend inszeniert. Erfreuliche Überraschung in diesem Kinojahr! 



 Cabin in the Woods
Ich bin kein großer Horrorfilmgucker und kann mir diese Art Film eigentlich nur anschauen, wenn auch eine gehörige Portion Humor vorhanden ist, wie z. B. "Zombieland" und "Scream 4". Also zögerte ich wie immer - Joss Whedon als Produzent/Drehbuchautor klang sehr gut, lustig sollte das Ganze auch sein, aber wie blutig? Mein Nachbarblogger überzeugte mich dann, dass sich der Film definitiv lohnt, also wurde eine Horrorfilm-affine Freundin mobilisiert und wir fanden uns im Kino wieder - im komplett leeren Saal. Auch mal interessant und hatte was von Privatvorstellung. Immerhin brauchten wir uns so in unseren Reaktionen nicht zurückhalten.

"Cabin in the Woods" beginnt doch recht untypisch mit zwei Männern in einem Bürokomplex, die über scheinbar belangloses Zeug in der Kaffeepause reden. Schnitt und wir treffen unsere fünf Protagonisten in der Reisevorbereitung für einen Wochenendtrip zu einer einsamen Waldhütte. Auf dem Weg werden sie genregerecht von einem fragwürdigen Tankwart vorgewarnt und erinnern auch sonst an die typischen Charaktere aus Horrorfilmen: Ein Sportler und seine erblondete Cheerleader-Freundin, ein nettes Mädchen von nebenan, ein kluge Kopf und ein Kiffer. Das Wochenende fängt auch vielversprechend an, bis sie in den Keller gehen. Ab dort nimmt der Spaßfaktor für die fünf rapide ab, für den Zuschauer aber eher zu.

Wer einen geradlinigen Horrorschocker in "Evil Dead"- oder gar "The Hills Have Eyes"-Manier erwartet, wird hier enttäuscht. Sooo viel Blut spritzt nicht (zumindest in der erste Stunde) und geübte Horrorfans könnten sich langweilen. Und deshalb ist es so wichtig, sich vorher doch zumindest etwas über den Film zu informieren, denn Whedon und Regiseur/Drehbuchautor Drew Goddard hatten eher einen sarkastischen Meta-Kommentar auf das Horrorgenre und seine Konventionen im Sinn, und eben keinen Durchschnittshorrorfilm. Und in diesem Sinne funktioniert "Cabin in the Woods" auch ausgesprochen gut und hat die Lacher auf seiner Seite. Der Showdown ist dann komplett abgedreht und hat ein paar nette Gimmicks zu bieten. Schauspieltechnisch gibt's auch nichts zu meckern - "Thor" Chris Hemsworth ist der Sportler, Richard Jenkisn spielt einen der freundlichen Herren aus dem Büro und es finden sich auch alte Joss Whedon-Bekannte wie Amy Acker und Fran Kranz, die beide in "Dollhouse" spielten.

Zusammengefasst ist "Cabin in the Woods" einfach gute Horrorsatire und super Unterhaltung, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen. Möglich jedoch, dass der Film gelegentliche Horror-Gucker eher anspricht als die Hardcorefans.



Schutzengel
Til Schweigers neuester Film, in dem er wie meistens Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion ist, geht weg von seinem bisherigen Wohlfühlgenre der romantischen Komödie hin zu mehr Action und Spannung. Erzählt wird die Geschichte von Nina (Luna Schweiger), die Zeugin eines Mordes des bekannten Waffenhändler Backer (Heiner Lauterbach) wird. Um sie bis zum Prozess zu schützen, kommt sie ins Zeugenschutzprogramm und untersteht ab sofort Max' (Til Schweiger) Obhut. Jedoch gibt es eine Sicherheitslücke und Nina und Max können nur knapp einem Anschlag entkommen. Max als ehemaliger KSK-Soldat hat nun das Ziel, das Mädchen zu beschützen und stellt sich damit gegen den Willen der Polizei. Ab sofort werden sie also nicht nur von Backers Schergen, sondern von den eigenen Leuten gejagt.

Dieser Film hat mich verärgert. Warum? Weil er so viel besser hätte sein können! Schweiger versteht es die Actionszenen richtig gut zu inszenieren: Sie sehen klasse aus, sind gut geschnitten und klingen großartig. Das hat absolut internationales Niveau. Generell sehen Schweigers Filme sowieso immer deutlich besser aus als der deutsche Durchschnittsfilm, und "Schutzengel" bildet da keine Ausnahme. Die meisten der Darsteller sind auch gut gewählt, v. a. Moritz Bleibtreu als Max' Freund und ehemaliger Kollege Rudi bleibt im Gedächtnis. Luna Schweiger macht ihre Sache ganz gut - dass ich Nina nicht besonders mag liegt nicht an ihr, sondern daran, wie der Charakter geschrieben ist. Heiner Lauterbach ist mir zu generisch böse, und manch ein Nebendarsteller hätte sicherlich mehr zeigen können.

Was mich jedoch wirklich verärgert hat waren einerseits das Pacing und andererseits so viele vorhersehbare und/oder unrealistische Elemente. Zunächst zum Pacing: Dass die Dialoge nicht grad einen Preis für Originalität gewinnen werden, ist ja völlig in Ordnung, und ich akzeptiere auch die ein oder andere Expositions-Szene zu Beginn. Aber wenn das letzte Drittel aus gefühlt einer Stunde repetativem Dialog besteht, der vermutlich dramatisch-gefühlvoll sein soll, mich aber einfach nur aufgrund der Offensichtlichkeit nervt - dann hätte man schneiden sollen. Oder das Drehbuch nochmal dahingehend überarbeiten. Denn in diesen Momentem kommt der komplette Film zum Stillstand. Und der andere Punkt: Abgesehen vom vollkommen unwahrscheinlichen Showdown und sehr kitschigem Ende (das man schon von sehr sehr weit entfernt kommen sieht), gab es auch schon vorher immer wieder Momente, die vermutlich Spannung erzeugen sollten, aber mittlerweile schon so ausgelutscht sind, dass sie dem Zuschauer nur ein Gähnen entlocken können. Dazu gehören die Rolle von Leo (Axel Stein), der gesamte Hintergrund von Waise Nina, Max Verbindung zu Ninas Anwältin… Nichts davon hat überrascht. Und spätestens nach dem Angriff auf Rudis Haus nimmt die Unlogik doch überhand. Das alles sind einfach Sachen, die nicht hätten sein müssen.

Vielleicht bin ich auch zu pingelig, denn an sich ist "Schutzengel" durchaus unterhaltsam. Allein für die Actionszenen lohnt sich der Kinobesuch. Aber man muss sich auf teils langatmige Dialoge und viele Klischees einstellen. Und das ärgert mich. Denn ich weiß, dass Schweiger es besser könnte.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Urlaubsbericht London 2012


Jetzt bin ich also schon wieder einige Zeit aus London zurück und ich kann sagen, dass die Stadt mich immer noch genauso fasziniert und begeistert wie beim ersten Mal. Meine zwei Freundinnen und ich hatten auch dieses Mal wieder richtig Glück mit dem Wetter - am ersten Tag, einem Sonntag, war es richtig sommerlich warm, und an den folgenden Tagen waren das Schlimmste ein paar vereinzelte Tropfen aus den Wolken der nahenden Apokalypse (London neigt dazu, uns jedes Mal die schönsten Weltuntergangswolken zu bieten, ohne was daraus zu machen). Wir haben wieder viel gesehen, sind nach wie vor absolut unfähig beim Shoppen etwas zu finden, und fielen jeden Abend absolut todmüde in unsere Betten. Städteurlaub eben. *g*

Tag 1 - Sonntag (Umgebung und Museen)
Unser Flug ging morgens um 8 Uhr, was ja eine halbwegs humane Zeit ist.  Da wir allerdings ein gutes Stück bis zum Flughafen fahren mussten, waren wir trotzdem um 4 Uhr wach. Grausam. Der Flug war uninteressant und wir landeten pünktlich um kurz nach 8 Uhr auf dem Flughafen London Heathrow. Über Heathrow hat man ja schon so allerhand gehört und er ist auch wirklich... groß, aber wir haben uns gut zurechtgefunden und wurden am Ausgang nach der Gepäckausgabe gleich von netten Flughafenangestellten angesprochen, die uns Stadtpläne usw. in die Hand drückten und auch Fragen beantworteten. Nicht dass wir wirklich welche gehabt hätten - die Tube versteckte sich nicht grade, und so kauften wir unsere Oystercards (unerlässlich für eine einfache Nutzung des Londoner Verkehrssystems) und machten uns auf Richtung Earl's Court und von dort mit der District Line nach Bayswater. Unser Hotel war das Best Western Phoenix und nur ein paar 100 m von der Tube-Station entfernt. Unser Zimmer war morgens um ca. 10 Uhr natürlich noch nicht fertig, aber wir konnten unsere Koffer zurücklassen und machten uns daran, die Gegend zu erkunden. Die angrenzende Hauptstraße Queensway besteht im Grunde aus Souvenirläden, Restaurants jeglicher Art, ein paar Supermärkten und weiteren Restaurants und Souvenirläden. *g* Eine Post gibt's aber auch und die Mitarbeiter waren freundlich.

Wir wanderten bis zu den Kensington Gardens, wo wir uns erstmal auf den Rasen setzten und uns ausruhten. Außerdem planten wir mal flott den restlichen Tagesablauf und starrten die seltsamen Bäume im Park an.
Vom Park machten wir uns auf zur Portobello Road in Notting Hill, um den berühmten Portobello Market zu besuchen. Es war zum Glück nicht zu überlaufen und es gab einige interessante Stände und Läden mit Kleidung und Schmuck - allerdings war uns fast alles zu teuer. War interessant, aber der Markt hat mich jetzt nicht unbedingt umgehauen. Wir gingen zurück zum Hotel und bezogen unser Dreibettzimmer. Das BW Phoenix ist in einem älteren Gebäudekomplex untergebracht und hat entsprechenden Charme. Zimmer und Bad waren sauber und hatten eine ordentliche Größe, nur der Kleiderschrank reichte wirklich nicht für drei Personen. *g* Das Frühstück bot übrigens gute Auswahl und ich würde das Hotel durchaus wieder buchen.  Wir waren zufrieden.

Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, besuchten wir zwei Museen: Das Natural History Museum und das Victoria & Albert Museum. Im Natural History Museum schauten wir uns aus Zeitmangel nur die Dinosaurier-Abteilung an, diese war aber sehr interessant, schon allein, um einmal eine Vorstellung dieser Größenverhältnisse zu bekommen.
Direkt nebenan liegt das V & A, welches v. a. für seine umfangreiche Sammlung an Skulpturen, Plastiken, Keramik, Einrichtung und Kleidung bekannt ist. Das Gebäude an sich ist von innen auch sehr beeindruckend und wir verbrachten einige Zeit damit, durch die Gänge zu stromern. Es folgen ein paar  Beispiele der Skulpturen und Kleider - die Skulptur zeigt Samson, wie er einen Philistiner tötet. Es gab einige Statuen von Samson, die ihn dabei zeigen, wie er Philistiner tötet. Das scheint sein liebster Zeitvertreib gewesen zu sein. 
Die Kleidungsstücke zeigen v. a. Kleider für die Dame von Welt und veranschaulichen dabei sehr gut, wie sich der Kleidungsstil über die Jahrhunderte gewandelt hat - von den ausladenden und unglaublich unpraktischen Roben des Barock bis zum modernen eleganten Abendkleid.
Vom V &A sind wir dann noch zu Harrod's, denn eigentlich muss jeder Tourist dieses riesige Kaufhaus zumindest einmal gesehen haben. Und nun ja - einmal reicht mir auch vollkommen. *g* Natürlich ist das alles beeindruckend anzusehen und die ganzen Markenartikeln kann ich mir sowieso nicht leisten, aber mir persönlich war das einfach zu viel Glanz und Glorie. Die Lebensmittelabteilung hat ein paar sehr schöne Sachen, aber natürlich muss man sich auch dort auf ordentliche Preise einstellen. 
Tja, jetzt hab ich das ganze mal gesehen und das reicht für dieses Leben. *g*

Mittlerweile waren es auch schon 7 Uhr abends und so machten wir uns auf zurück zum Hotel. Zu Abend gegessen haben wir in einem der Bella Italias auf dem Queensway - dabei handelt es sich um eine große italienische Restaurantkette mit annehmbaren Preisen und ordentlichem Essen. Der Service war auch sehr freundlich.


Tag 2 - Montag (Kew Gardens und Hampton Court Palace)
An dem Tag, an dem sich die Siegerparade der britischen Olympiateilnehmer von The Strand auf zum Buckingham Palace machte, zog es uns raus aus der Stadt - wir wollten die Kew Gardens und Hampton Court Palace besuchen.Wetter: trocken, aber kühl und ziemlich windig. *grummel* Unser erstes Ziel hieß Kew Gardens, da man mit der District Line Richtung Richmond gleich eine Tube-Station dafür hat. Umsteigen mussten wir mal wieder am Earl's Court und es verblüfft mich jedes Mal aufs Neue, dass dieser doch recht große Knotenpunkt auf den District Line Bahnsteigen keine digitale Anzeigetafel hat, sondern dieses schicke Teil, auf dem Pfeile aufleuchten, wenn die nächste Bahn einfährt:
Ernsthaft. Man steht also um diese tolle Anzeige geschart und starrt sie an, immer darauf hoffend, das die benötigte Bahn die nächste ist. Ist sie natürlich nicht. Und man hat auch keine Ahnung, wie lange man denn nun da rumstehen muss. Und das am Earl's Court! Jede noch so mickrige Tube-Station, an der wir aus-/umsteigen mussten, hatte eine halbwegs brauchbare digitale Anzeigetafel, aber Earl's Court hat sowas nicht nötig. So ist's ja auch viel lustiger! Juchee!

Nun, wir mussten dann nur drei Bahnen oder so warten, bis tatsächlich mal eine nach Richmond fuhr. In Kew angekommen, nahmen wir die Unterführung und folgten dann brav den Schildern zu den botanischen Gärten. Und hach, was sind die Kew Gardens schön! Wir haben gleich mal mit dem Palmenhaus angefangen und wurden sofort von der tropischen Luft erschlagen. *g* Aber sehr faszinierend und auch sehr zugewuchert:
Vom Palmenhaus aus wanderten wir zum Steingarten, ganz wunderbar angelegt! In der Nähe gibt es auch das Davies Alpine House, welches erst 2006 erbaut wurde und dabei auch etwas ist, worauf man recht stolz sein kann. Alpine Bedingungen sind nämlich nur extrem schwierig nachzustellen und die Luft in diesem sehr stylisch aussehenden Gewächshaus war großartig. Ich müsste echt nochmal in die Berge fahren...
Nach dem Alpenhaus gingen wir ins nahegelegene Princess of Wales Conservatory. In diesem werden verschiedene Klimazonen Tür an Tür gezeigt - es war schon interessant von der tropischen Zone in die Wüstenzone zu gehen, v. a. auch die ganzen unterschiedlichen Kakteen zu betrachten. Außerdem gab es fleischfressende Pflanzen. :)

Danach gingen wir wieder in Richtung des Palmenhauses, um das daneben liegende Wasserlilienhaus zu besuchen. Es ist vergleichweise klein, aber auch herrlich zugewuchert mit allen möglichen Kletterpflanzen (z. B. gleich im Eingangsbereich Kürbisse und Chili, später dann auch Passionsblumen) und die Seerosen sind einfach schön anszusehen.
Vom Wasserlilienhaus aus folgten wir der Pagoda Vista (dabei kamen wir auch durch den Rosengarten, der im September natürlich leider nicht mehr viel zu bieten hat), einem breiten Grasweg, der direkt auf die chinesische Pagode zuführt. Bis dort sind wir aber nicht gegangen, sondern sind sozusagen vorher abgebogen und haben uns auf den neuen Xstrata Treetop Walk begeben. In ca. 16 m Höhe wurde ein Gang in den Baumkronen angelegt, und man sieht das Ganze einmal aus der Vogelperspekteive. Nicht unbedingt etwas für Leute mit Höhenangst, da der Boden aus Eisenplatten mit kleinen Löchern drin  besteht und bei Wind (wie bei unserem Besuch) die ganze Konstruktion auch ein wenig wackelt. *g* Von dort oben hatte man aber einen schönen Blick auf das Temperate House. Dieses wurde 1863 zum ersten Mal eröffnet und ist noch immer ein beeindruckendes Bauwerk. David Nash hatte während unseres Besuchs eine Ausstellung mit Skulpturen und davon fanden sich einige im Temperate House.

Schließlich gingen wir noch kurz ins Evolution House, das recht nett erklärt, wie das denn damals mit den Pflanzen so angefangen hat auf der Erde. Und dann hatten wir auch schon 14 Uhr, und da wir noch nach Hampton Court wollten, haben wir die Kew Gardens hinter uns gelassen. Sie sind aber auf jeden Fall einen Besuch wert, sicherlich ganz besonders im Frühling, wenn die ganzen Blumengärten sich von ihrer besten Seite präsentieren können.

Wir nahmen die Tube bis nach Richmond und stiegen dort in den Bus R68, der uns sozusagen direkt vor den Haupteingang des Hampton Court Palace brachte. So sieht das Ganze aus, wenn man durch das erste Tor kommt:
Durch die Gärten kann man auch ohne  Ticket laufen, aber wir wollten natürlich auch den Palast sehen, und das Labyrinth ausprobieren. Der Palast war früher Hauptsitz von Kardinal Wolsey, einem engen Vertrauten von König Henry VIII. Nachdem Wolsey jedoch in Ungnade gefallen war (passiert bei dem guten Henry ja recht schnell), hielt sich Henry selbst öfter im Palast auf, zu dem Zeitpunkt wohl auch noch mit seiner zweiten Ehefrau Anne Boleyn. Dementsprechend beziehen sich auch viele Ausstellungen im Palast auf Henry VIII. oder die Tudors im Allgemeinen. 

Es ist ein wirklich beeindruckend großes Gebäude und wir besichtigten die Zimmer des jungen Henry (in denen sein Leben in informativen Texten dargestellt wird) und die Gemäldeausstellung "The Wild, the Beautiful, and the Damned". Dabei handelt es sich um eine Sonderausstellung mit Gemälden der Mätressen von Charles II. (und meine Güte, hatte der viele) und Informationen dazu, was es damals bedeutete, Mätresse am Hof des Königs zu sein (einerseits vom König mit Juwelen überschüttet, andererseits von anderen als Hure verachtete, und in steter Angst, dass der König seine Gunst entzieht).

Außerdem schauten wir uns den großen Speisesaal sowie die dahinterliegenden Privatgemächer des Königs an. Im Speisesaal sind die Wände mit riesigen Wandteppichen behängt und es lagen Decken auf den Tischen, die darüber informierten, wie zu Henrys Zeiten so ein Bankett abgelaufen ist. Was da aufgetischt wurde... dazu kann man sich im separaten Gebäude auch die Küchen anschauen, so wie sie zu eben jener Zeit ausgesehen haben. Was das eine Arbeit gewesen sein muss...

Auch sehr schön ist die Gartenanlage zur Rückseite des Palastes, selbst wenn leider der große Springbrunnen aufgrund eines offensichtlichen Algenproblems stillgelegt war. *g* Das Foto unten zeigt den... tja, großen See würde ich sagen. Gehört alles noch zum Palast - rechts liegt irgendwo u. a. ein Golfplatz, links ist Waldgebiet, irgendwo musste der König ja jagen gehen.
Hampton Court Palace ist die etwas längere Fahrt auf jeden Fall wert. Sehr beeindruckendes Bauwerk und man kann dazu tatsächlich mal durch ein richtig schönes Labyrinth laufen. Wir brauchten nur ca. 10 min, der Durchschnitt liegt wohl bei 20 min. Haha!
Zurück in die Innenstadt sind wir mit dem Zug gefahren; bis Waterloo braucht die Bahn etwas über 30 min, dafür muss man aber auch nicht umsteigen oder so und man kann mit der Oyster Card bezahlen.

Abends gingen wir in den Phoenix Pub bei uns um die Ecke (Moscow Road). Das Essen war nicht allzu teuer und war auch ganz gut soweit. Nur bestellt Erbsen ab, falls sie euch danach fragen! Ich bin ja wahrlich kein Gourmet, aber die schmeckten nach... nichts. Wirklich, nach nichts.  Waschechte Tiefkühlerbsen, mit denen man nichts weiter gemacht hat als sie aufzuwärmen. Oder Mutproben, wer von uns mehr davon essen kann...


Tag 3 - Dienstag (Shoppen und Musical)
Unser - wie jedes mal zum Scheitern verurteilter - Versuch shoppen zu gehen.Wir begannen jedoch mit dem Leicester Square und der TKTS Box, um Tickets für "Sweeney Todd" zu ergattern. Das näherte sich nämlich hart dem Ende seiner Laufzeit und wir wollten uns die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen, Sondheims mittlerweile wohl bekanntestes Musical (auch Dank des gelungenen Films mit Johnny Depp) auf der Bühne zu erleben. Und dann noch mit so einer Cast! Michael Ball, einer der Musicalstars des West End, als Sweeney, und Imelda Staunton (aus der britischen Film- und Theaterlandschaft nicht wegzudenken und hierzulande sicher am ehesten als pinkgekleidete Prof. Umbridge aus den "Harry Potter"-Filmen bekannt) als Mrs. Lovett! Wir entschieden uns für die günstigeren Tickets für 29,- GBP und bekamen dafür Plätze auf dem oberen Rang - freie Sicht auf die Bühne, nur eben weiter oben.

Danach statteten wir Covent Garden einen Besuch ab, deckten uns bei Thorntons mit Toffees und Schokolade ein, und im Tea Palace mit - Tee, welch Überraschung! Außerdem mussten meine Freundinnen dringend originale Cupcakes kaufen. Die sahen aber auch wirklich gut aus (und waren ausnahmsweise mal nicht regenbogenbunt). Von Covent Garden aus machten wir uns auf zu den Seven Dials, einem kleinen Platz in Soho, der für seine teilweise ausgefallenen Shops und Designerstücke bekannt ist. Die Preise waren leider auch entsprechend.

Danach gingen wir die Charing Cross Road hinunter, v. a. da ich händeringend nach einem Buchladen suchte, um mir endlich Pratchetts/Gaimans "Good Omens" zu kaufen. Tja, und Charing Cross Rd. ist schließlich die Büchermeile schlechthin. So wurde ich dann auch glücklicherweise recht schnell fündig. Und dann landeten wir auf der Oxford Street. Diese Straße gilt ja als ein wahres Shoppingparadies, aber ich kann ihr einfach nichts abgewinnen. Ihr fehlt jeglicher Charme, sie ist immer absolut überfüllt und die Läden varieren von Marks & Spencer über Top Shop zu H & M und Esprit usw. Also wirklich nichts, was man nicht auch sonst überall findet. Nach wie vor war unser Shoppen nicht von Erfolg gekrönt worden (bis darauf, dass ich mein Buch gefunden hatte). Wir gingen die Regents Street hinunter und landeten irgendwann am Picadilly Circus, wo wir eine kurze Pause einlegten und jetzt wahrscheinlich auf diversen Touristenfotos zu sehen sind. *g* Wir kauften ein paar typische Touristensouvenirs (für zu Hause) im angrenzenden riesigen Souvenirshop und endeten wieder am Leicester Square. Wäre dieser Platz doch nur hübscher anzusehen...

Mittlerweile waren es auch um die 5 Uhr und wir wollten natürlich rechtzeitig am Adelphi Theatre sein, also machten wir uns langsam auf Richtung The Strand. Wir schauten auf dem Weg kurz in der National Portrait Gallery rein, die einige großartige moderne Werke ausgestellt hatte (es war wohl gerade ein Wettbewerb gelaufen). Manches war absolut fotorealistisch, sehr beeindruckend.
Gegenüber des Adelphi fanden wir ein Bella Italia, und da wir die Kette ja schon kannten, haben wir dort zu Abend gegessen. Und danach ging's ins Musical.

"Sweeney Todd" ist einfach ein fantastisches Musical. Die Produktion war sehr gut, das Bühnenbild sehr funktional und schnell wandelbar und der Sound ebenfalls in Ordnung. Es war sehr interessant, die im Film fehlenden Stücke zu sehen (z. B. "Kiss me", das Duett zwischen Johanna und Anthony), und auch die Vertiefung der Nebencharaktere zu erleben. V. a. Richter Turpins unglaublich mieser Charakter wird im Film eher angedeutet, während es im Stück zwei doch sehr verstörende Szenen gab (großartig gespielt von John Bowe), die seine ganzen Abgründe offenlegen. Michael Ball ist ein überzeugender Sweeney und spielt im Grunde absolut gegen seine üblichen Rollen an (Ball ist sonst eher der nette oder romantische Held). Er lobte uns am Ende beim Schlussapplaus auch sehr nett mit seinem "Ihr seid das beste Publikum, das wir diesen Abend hatten!" *g* Imelda Staunton stiehlt ihm jedoch ein wenig die Show, was sicherlich auch an der Rolle der Mrs Lovett liegt - sie hat einige lustige Momente schon in den Liedern, und Staunton trieb vieles davon richtig auf die Spitze. Auch ihre Verliebtheit zu Todd kam sehr gut rüber und ihre Zerrissenheit gegenüber Toby, für den sie zwar Muttergefühle entwickelt, den sie aber dennoch fallen lässt, als er ihren Plänen im Weg steht. Einfach toll!

Nach dem Musical gingen wir noch zur Jubilee Bridge und versuchten uns an Nachtaufnahmen Londons. Nun ja. So um 11 Uhr waren wir dann auch tatsächlich wieder im Hotel. *g*


Tag 4 - Mittwoch (Southbank Walk) 

Unser letzter wirklicher Urlaubstag bestand v. a. aus Rumlaufen. Ganz viel Rumlaufen. Wir starteten an den Houses of Parliament und Big Ben, die wirklich sehr beeindruckend sind. Die Fassade ist fantastisch und lässt sich sehr gut zusammenfassen mit, "Da hatte jemand damals wohl unglaublich viel Zeit". *g* Wir überquerten die Themse auf der Lambeth Bridge, von der aus man einen schönen Blick auf den gesamten Komplex hat (s. Eröffnungsfoto dieses Posts).
Dann folgten wir der Themse auf der Southbank entlang, kamen am National Theatre und dem OXO Tower vorbei, bis wir schließlich bei der Tate Modern landeten. Ich bin  ja nicht so wirklich jemand, der moderne Kunst zu schätzen weiß, denn ganz ehrlich: Einen Spiegel auf eine Leinwand kleben kann ich auch. Aber leider habe ich es nicht gemacht, und wenn hätte es sicherlich niemand für Kunst gehalten. *g*  Vom Restaurant im 4. Stock hat man einen schönen Blick auf die Millenium Bridge und St. Paul's. Jedenfalls hatte die Tate Modern natürlich auch einige sehr interessante Stücke zu bieten, z. B. Twombly's Rote-Farbe-Massaker (ich nenne es nur so, weil er sich auf drei riesigen Leinwänden mit roter Farbe ausgetobt hat) oder Installationen von Nauman oder Beuys:

Wir hielten uns einige Zeit dort auf, auch weil es immer wieder Sitzgelegenheiten gab. Danach liefen wir weiter Richtung Tower Bridge, wobei wir u. a. an der HMS Belfast vorbeikamen. Nahe der Tower Bridge bieten sich dem geneigten Touristen sehr gute Fotomöglichkeiten auf den Tower (und auf The Gherkin mehr oder weniger direkt daneben. Das Ding schiebt sich auch ständig ins Bild und irgendwie mag ich es mittlerweile sogar richtig gern.) Die Tower Bridge an sich ist natürlich auch sehr beeindruckend und von ihr aus konnte man gut Fotos der City machen, mit der City Hall und The Shard (kontrovers diskutiert, dieses Gebäude…).
Wir liefen am Tower vorbei und machten uns auf zum Leadenhall Market. Dieser war ja zumindest in Teilen als Winkelgasse in den "Harry Potter"-Filmen vertreten. Die Halle ist auch sehr schön von der Konstruktion her, allerdings sind die Läden preislich im oberen Bereich angesiedelt, und besonders groß ist die Halle leider auch nicht. Sie versprüht aber einen gewissen "Alte Welt"-Charme, umgeben von eher eintönigen Betonklötzen.

Mittlerweile wahr es auch schon Nachmittag und wir machten eine kurze Pause in einem angrenzenden Starbuck's. Danach nahmen wir die Tube hoch zur North Gower Street, denn ich wollte doch einmal, wie es sich für einen "Sherlock"-Fan gehört, Speedy's einen Besuch abstatten. Leider hatten die nachmittags natürlich nicht mehr auf, aber immerhin ist mir jetzt verständlich, warum man sich für diese Straße statt für die echte Baker Street entschied: Hier ist einfach viel weniger los, und die Häuser sehen sehr ähnlich aus.

Wir liefen gen Westen Richtung Regent's Park, in dem wir uns dann auch wieder etwas ausruhten. Man merkt es schon, wenn man den ganzen Tag nur gelaufen ist. *g* Kaum saßen wir, wurden wir auch schon von einem sehr dreisten Eichhörnchen belagert. Letztes Mal passierte uns das auch schon, und jetzt haben wir auch erst bemerkt, warum: Die Eichhörnchen reagieren auf Reiß- oder Klettverschlussgeräusche. Als ich beim Weggehen meine Kamera einpacken wollte und den Reißverschluss öffnete, rannte eines der Eichhörnchen direkt auf mich zu und hielt 30 cm entfernt von mir und starrte mich an. Mit etwas Essbarem in der Hand hätte es mich wahrscheinlich angesprungen. *g*
An diesem Abend gingen wir nur wieder kurz in den Pub um die Ecke, wir waren einfach zu tot. Danach hieß es dann schon mal etwas Koffer packen und am nächsten Tag sind wir dann mit reichlich Zeit und ganz gelassen nach Heathrow aufgebrochen. Wir waren so überraschend früh, dass am Check In überhaupt nichts los war... naja so hatten wir Zeit, uns die ganzen Läden anzuschauen.

Tja, und das wär's dann. London war wieder richtig klasse, wenn auch schon beim Mal davor sehr anstregend. Aber so ist das eben, wenn man möglichst viel sehen möchte. Nun hab ich allerdings das Gefühl, alles Wichtige gesehen zu haben - dennoch zieht mich die stadt immer noch an. Beim nächsten Mal kann ich es aber auf jeden Fall ruhiger angehen lassen, oder ich besuche mal die Südküste, oder die Cotswolds, oder Orte in Schottland... Wer weiß. :)

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