Dienstag, 16. Oktober 2012

Kurzkritiken: Verwirrende Zeitreisen, Folter-Zombies mit 'nem Twist und Action made in Germany


Looper
Im Jahr 2044 sind Zeitreisen noch nicht erfunden - 30 Jahre später aber schon. Dies macht sich die Mafia zunutze und entledigt sich ihrer Feinde, indem sie diese in die Vergangenheit zurückschickt, wo sie direkt nach der Ankunft von einem sogenannten Looper getötet und "entsorgt" werden. Joe (Joseph Gordon-Levitt) lebt im Jahr 2044, ist so ein Looper und ist gut in seinem Job. Probleme bekommt er jedoch, als sein älteres Ich (Bruce Willis) der nächste auf seiner Liste ist - und flüchtet bevor Joe ihn töten kann. Während er alles daran setzt, sein älteres Ich doch noch zu erwischen, um den Konsequenzen durch seinen Boss zu entgegen, hat der "alte" Joe eine ganz eigene Agenda. 

Zeitreise-Filme sind immer so eine Sache, denn die ganzen Verwicklungen und entstehenden Probleme logisch zu halten, erweist sich oft als sehr schwierig. Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson ("Brick") hält den Zuschauer jedoch bei der Stange. Der ein oder andere Twist ist unerwartet, manches ist aber auch vorhersehbar, wenn man sich ein bisschen in der Science Fiction auskennt. Das ist jedoch gar nicht schlimm, denn "Looper" bleibt dennoch spannend und interessant. Die Welt der Zukunft ähnelt unserer in vielen Aspekten, bietet logische Weiterentwicklungen und mutet höchstens dann seltsam an, wenn das Element der Telekinese angesprochen wird. Dem Zeitreise-Plot konnte man ganz gut folgen und er erscheint mir auch soweit logisch. Möglich, dass das ganze Konstrukt nicht mehr standhält, wenn man sich richtig tiefgreifend damit beschäftigt, aber ich habe den Film nicht zur philosophischen Betrachtung geschaut. ;) 

Die Schauspieler zeigen gute bis sehr gute Leistungen. Joseph Gordon-Levitt ist großartig als junger Joe und wurde mit entsprechendem Make Up und Prothesen so verändert, dass er Bruce Willis auch wirklich ähnlich sieht. Hat mich manchmal etwas verwirrt, da Gordon-Levitt so nun mal nicht aussieht, aber es verhinderte das spätere Aufschreien von "Bruce Willis sieht doch ganz anders aus!". Vom Schauspiel her gibt es bei ihm absolut nichts auszusetzen: Er verleiht Joe Tiefe und macht den Charakter glaubwürdig. Bruce Willis ist dagegen doch eher der stereotype wortkarge Rächer, den er so gerne spielt, aber das kann er ja immerhin ziemlich gut. Emily Blunt zeigt eine tolle Leistung als alleinerziehende Mutter Sara. Wie so viele der Charaktere hat auch sie echte Tiefe und so einige Fehler, und Blunt wird dem gerecht. Pierce Gagnon, der ihren Sohn Cid spielt, ist zum Glück kein nervig-zuckriges Kind, sondern eher ein klein wenig unheimlich und spielt überzeugend. 

"Looper" ist ein gelungener Science Fiction-Film, der die Zeitreise-Prämisse gut verwendet und v. a. auf vernünftige Charakterzeichnung setzt. Der Mittelteil hält sich mit Actionszenen eher zurück, aber wenn es welche gibt, sind die gut und spannend inszeniert. Erfreuliche Überraschung in diesem Kinojahr! 



 Cabin in the Woods
Ich bin kein großer Horrorfilmgucker und kann mir diese Art Film eigentlich nur anschauen, wenn auch eine gehörige Portion Humor vorhanden ist, wie z. B. "Zombieland" und "Scream 4". Also zögerte ich wie immer - Joss Whedon als Produzent/Drehbuchautor klang sehr gut, lustig sollte das Ganze auch sein, aber wie blutig? Mein Nachbarblogger überzeugte mich dann, dass sich der Film definitiv lohnt, also wurde eine Horrorfilm-affine Freundin mobilisiert und wir fanden uns im Kino wieder - im komplett leeren Saal. Auch mal interessant und hatte was von Privatvorstellung. Immerhin brauchten wir uns so in unseren Reaktionen nicht zurückhalten.

"Cabin in the Woods" beginnt doch recht untypisch mit zwei Männern in einem Bürokomplex, die über scheinbar belangloses Zeug in der Kaffeepause reden. Schnitt und wir treffen unsere fünf Protagonisten in der Reisevorbereitung für einen Wochenendtrip zu einer einsamen Waldhütte. Auf dem Weg werden sie genregerecht von einem fragwürdigen Tankwart vorgewarnt und erinnern auch sonst an die typischen Charaktere aus Horrorfilmen: Ein Sportler und seine erblondete Cheerleader-Freundin, ein nettes Mädchen von nebenan, ein kluge Kopf und ein Kiffer. Das Wochenende fängt auch vielversprechend an, bis sie in den Keller gehen. Ab dort nimmt der Spaßfaktor für die fünf rapide ab, für den Zuschauer aber eher zu.

Wer einen geradlinigen Horrorschocker in "Evil Dead"- oder gar "The Hills Have Eyes"-Manier erwartet, wird hier enttäuscht. Sooo viel Blut spritzt nicht (zumindest in der erste Stunde) und geübte Horrorfans könnten sich langweilen. Und deshalb ist es so wichtig, sich vorher doch zumindest etwas über den Film zu informieren, denn Whedon und Regiseur/Drehbuchautor Drew Goddard hatten eher einen sarkastischen Meta-Kommentar auf das Horrorgenre und seine Konventionen im Sinn, und eben keinen Durchschnittshorrorfilm. Und in diesem Sinne funktioniert "Cabin in the Woods" auch ausgesprochen gut und hat die Lacher auf seiner Seite. Der Showdown ist dann komplett abgedreht und hat ein paar nette Gimmicks zu bieten. Schauspieltechnisch gibt's auch nichts zu meckern - "Thor" Chris Hemsworth ist der Sportler, Richard Jenkisn spielt einen der freundlichen Herren aus dem Büro und es finden sich auch alte Joss Whedon-Bekannte wie Amy Acker und Fran Kranz, die beide in "Dollhouse" spielten.

Zusammengefasst ist "Cabin in the Woods" einfach gute Horrorsatire und super Unterhaltung, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen. Möglich jedoch, dass der Film gelegentliche Horror-Gucker eher anspricht als die Hardcorefans.



Schutzengel
Til Schweigers neuester Film, in dem er wie meistens Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion ist, geht weg von seinem bisherigen Wohlfühlgenre der romantischen Komödie hin zu mehr Action und Spannung. Erzählt wird die Geschichte von Nina (Luna Schweiger), die Zeugin eines Mordes des bekannten Waffenhändler Backer (Heiner Lauterbach) wird. Um sie bis zum Prozess zu schützen, kommt sie ins Zeugenschutzprogramm und untersteht ab sofort Max' (Til Schweiger) Obhut. Jedoch gibt es eine Sicherheitslücke und Nina und Max können nur knapp einem Anschlag entkommen. Max als ehemaliger KSK-Soldat hat nun das Ziel, das Mädchen zu beschützen und stellt sich damit gegen den Willen der Polizei. Ab sofort werden sie also nicht nur von Backers Schergen, sondern von den eigenen Leuten gejagt.

Dieser Film hat mich verärgert. Warum? Weil er so viel besser hätte sein können! Schweiger versteht es die Actionszenen richtig gut zu inszenieren: Sie sehen klasse aus, sind gut geschnitten und klingen großartig. Das hat absolut internationales Niveau. Generell sehen Schweigers Filme sowieso immer deutlich besser aus als der deutsche Durchschnittsfilm, und "Schutzengel" bildet da keine Ausnahme. Die meisten der Darsteller sind auch gut gewählt, v. a. Moritz Bleibtreu als Max' Freund und ehemaliger Kollege Rudi bleibt im Gedächtnis. Luna Schweiger macht ihre Sache ganz gut - dass ich Nina nicht besonders mag liegt nicht an ihr, sondern daran, wie der Charakter geschrieben ist. Heiner Lauterbach ist mir zu generisch böse, und manch ein Nebendarsteller hätte sicherlich mehr zeigen können.

Was mich jedoch wirklich verärgert hat waren einerseits das Pacing und andererseits so viele vorhersehbare und/oder unrealistische Elemente. Zunächst zum Pacing: Dass die Dialoge nicht grad einen Preis für Originalität gewinnen werden, ist ja völlig in Ordnung, und ich akzeptiere auch die ein oder andere Expositions-Szene zu Beginn. Aber wenn das letzte Drittel aus gefühlt einer Stunde repetativem Dialog besteht, der vermutlich dramatisch-gefühlvoll sein soll, mich aber einfach nur aufgrund der Offensichtlichkeit nervt - dann hätte man schneiden sollen. Oder das Drehbuch nochmal dahingehend überarbeiten. Denn in diesen Momentem kommt der komplette Film zum Stillstand. Und der andere Punkt: Abgesehen vom vollkommen unwahrscheinlichen Showdown und sehr kitschigem Ende (das man schon von sehr sehr weit entfernt kommen sieht), gab es auch schon vorher immer wieder Momente, die vermutlich Spannung erzeugen sollten, aber mittlerweile schon so ausgelutscht sind, dass sie dem Zuschauer nur ein Gähnen entlocken können. Dazu gehören die Rolle von Leo (Axel Stein), der gesamte Hintergrund von Waise Nina, Max Verbindung zu Ninas Anwältin… Nichts davon hat überrascht. Und spätestens nach dem Angriff auf Rudis Haus nimmt die Unlogik doch überhand. Das alles sind einfach Sachen, die nicht hätten sein müssen.

Vielleicht bin ich auch zu pingelig, denn an sich ist "Schutzengel" durchaus unterhaltsam. Allein für die Actionszenen lohnt sich der Kinobesuch. Aber man muss sich auf teils langatmige Dialoge und viele Klischees einstellen. Und das ärgert mich. Denn ich weiß, dass Schweiger es besser könnte.

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