Mittwoch, 4. August 2010

Urlaubsbericht London

Ich bin wieder zurück im Lande und mittlerweile sogar etwas erholt (den ganzen Tag durch London laufen ist doch um einiges anstrengender als gedacht...), dafür aber leicht motzig über das schlechtere Wetter (erstaunlich, aber wahr – es war trocken, meist richtig sonnig, und warm!).

Meine zwei Freundinnen und ich hatten eine super Zeit in London und es war alles sehr unstressig, gerade wenn man bedenkt, dass es doch ein par kleine Probleme gab, ein Hotel zu finden (wir waren ja auch spät dran). Wir landeten dann im Ibis Earl’s Court Hotel, das okay war – nichts Tolles, aber für einen Städtetrip absolut ausreichend, sauber und das Zimmer für 3 Leute noch groß genug.
Den Plan der Londoner U-Bahn (Tube) kann man auch wirklich sehr leicht verstehen (sollte man meinen...), wir hatten jedenfalls keine Probleme. Mit der Oyster Card (eine Magnetkarte, die man mit selbst gewählten Geldbeträgen aufladen kann und dann immer beim Betreten und Verlassen der Tube Stations über ein Magnetfeld zieht) kann man günstig das Tube-Netz benutzen; definitiv praktischer als jedes Mal ein Ticket ziehen zu müssen.


Tag 1 – Madame Tussauds und Sherlock Holmes Museum


Früher Flug um halb 7 morgens. Aufgrund der Zeitumstellung kamen wir dann auch um halb 7 an und landeten prompt in der Rush Hour. Ist schon schön, sich mit Koffern in eine übervolle Tube zu quetschen. Daraus gelernt: Einen Flug nehmen, der einen nicht um halb 9 bei der Tube ankommen lässt.
Interessant auch, wie höflich die meisten Londoner sind. „Sorry“, „Excuse me“ etc sind absoluter Standard; sie entschuldigen sich sogar, wenn sie angerempelt wurden... Man passt sich an dieses Verhalten sehr schnell an, genauso wie man sehr schnell lernt, einfach immer über die Straße zu gehen, wenn grad kein Auto in unmittelbarer Nähe ist, egal ob die Ampel grün oder rot ist. Touristen erkennt man sofort daran, dass sie auch bei freier Straße an roten Ampeln stehen bleiben. *g*

Wir haben, als wir um ca. 9 Uhr im Hotel ankamen, die Koffer erstmal abgestellt (Check In erst nach 12 Uhr) und haben Earl’s Court erkundet. North End Rd. ist ganz gut zum Einkaufen, außerdem gibt’s dort neben Supermärkten, Drogerien und einer Post (im Schreibwarenladen WH Smith) auch einen Wochenmarkt mit sehr günstigem und lecker-frischem Obst. Super, um sich für einen Städtetrip einzudecken.
Einen sehr guten und relativ günstigen Italiener, La Pappardella, gibt’s auf der Old Brompton Rd. – riesen Pizzen und leckere Pasta.

Nach dem Check In haben wir uns per Tube auf den Weg zu Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett gemacht. Vergünstigte Tickets dafür haben wir an der Liverpool St. Tube Station gekauft, was uns auch das Anstehen bei Mdm. Tussauds ersparte. Drinnen war es voll. An bestimmte Figuren, wie z. B. Marilyn Monroe oder Robert Pattinson (ist ja grade ach so angesagt) kam man kaum ran. Und das an einem Wochentag nachmittags! Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es am Wochenende sein muss...
Die Figuren waren zumeist wirklich sehr beeindruckend und lebensnah – z. B. Helen Mirren, Nicole Kidman, Johnny Depp, Boris Becker, die Queen, Tom Cruise oder Barack Obama (auch kaum ein Durchkommen). Es gibt unterschiedliche Themengebiete, z. B. Filmstars, Filmcharaktere, Sänger/innen, Politiker und natürlich die beliebte Horrorabteilung, in der auch gerne mal als Zombies verkleidete Mitarbeiter aus dunklen Ecken hervorspringen.
Alles in allem sehr unterhaltsam und man sollte als Tourist einfach einmal dagewesen sein - dann vielleicht aber wirklich wochentags früh morgens oder am späten Nachmittag.







Nach Mdm. Tussauds mussten wir uns erst mal erholen (okay, und auch, weil wir die Nacht vorher so gut wie gar nicht geschlafen hatten und entsprechend müde waren) und haben uns in den Regent’s Park begeben. Dort wurden wir von einem Eichhörnchen belagert. Zuerst waren wir noch ganz vorsichtig, wir wollten es ja nicht verscheuchen, haben aber schnell festgestellt, dass das ein auf Touristen getrimmtes Eichhörnchen war, dass sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Wurde uns spätestens da klar, als es neben uns auf der Bank saß...

Süß. :)

Danach sind wir in die Baker St. Zum Sherlock Holmes Museum. Natürlich gab es die Hausnummer 221 b zu Doyles Zeiten überhaupt nicht, jetzt aber schon – man hat das kleine zweistöckige Häuschen sehr detailreich und liebevoll nach den Büchern (und allgemeinen damaligen Gepflogenheiten) eingerichtet. Leider habe ich die Bücher nur einmal gelesen, sodass ich längst nicht alle Details würdigen konnte – für einen richtigen Fan ist es sicherlich noch viel interessanter. Aber auch so war offensichtlich, dass man sich richtig Mühe gegeben hat – vollgestopfte Regale und Tische, hier eine Notiz zu einem Fall, dort ein Brief an Watson, ein Koffer mit allem, was man als Detektiv so braucht, die Violine, das in die Wand geschossene „VR“ ... alles da. Im 2. OG hatte man dann Puppen aufgestellt, die wichtige Charaktere aus den Holmes-Romanen darstellten, u.a. einen aus der „Liga der Rothaarigen“, den Hund der Baskervilles und natürlich Professor Moriarty. Es gab auch einen älteren Herrn, der einem gern Fragen beantwortet und von sich aus auf bestimmte Details hinwies.
Der angrenzende Shop hat eine schöne Auswahl an interessantem Krimskrams, Filmen, Büchern etc. zum Thema und ist charmanterweise an den Stil des Hauses angepasst.


Müde, aber zufrieden haben wir den Tag beim bereits erwähnten Italiener ausklingen lassen und uns mental schon mal auf den nächsten Tag vorbereitet.


Tag 2 – Shakespeares Globe Theatre, Tate Modern und der Tower of London

Der nächste Morgen kam früh und absolut unerwartet. Netterweise schickte uns eine Freundin um halb 8 ihrer Zeit (!) eine SMS, wie es denn so wäre... Wir haben uns schließlich aus dem Bett gekämpft, sind zum Frühstück geschlurft und von dort zur Tube, um zum Globe Theatre auf der Southbank zu kommen. Das Globe ist ein Nachbau des Theaters aus Shakespeares Zeit, in welchem er seine Stücke aufführte. Wir haben dort zuerst die Ausstellung angeschaut, die diverse Modelle, Requisiten, Kostüme und Informationstafeln zum Theater in Shakespeares Zeit aufbot. Danach haben wir an einer Führung teilgenommen, auf der wir viele interessante Informationen zu hören bekamen, u. a. wie es überhaupt zum Neubau des Theaters kam, wie Theateraufführungen damals so abliefen, dass man 3000 Leute in das Theater quetschen konnte (Sicherheitsvorschriften gab es damals schließlich keine) usw.
Eine unterhaltsame und informative Führung, nach der wir in den Shop entlassen wurden, der v.a. eine schöne Auswahl an Büchern zu Shakespeare und allgemein zum Theater zu bieten hatte (neben dem üblichen Merchandise).




Anschließend statteten wir der Tate Modern Gallery einen Besuch ab, da sie praktischerweise direkt nebenan liegt und keinen Eintritt kostet (wie eigentlich jedes Museum in London). Nun ja, sagen wir so – moderne Kunst ist nicht so ganz meins. Mit roter Farbe auf einer Leinwand rumkrakeln, bunte Stäbe an Wände lehnen oder um eine Glas ein Tuch drapieren bekomme ich auch hin. *g* Aber gut, irgendwer muss sich das ja mal angeschaut haben und einen unglaublich tiefen Sinn darin gesehen haben. Ich kann es vielleicht einfach nicht genug würdigen.
Die Tate sollte man aber auf jeden Fall mal besuchen, da allein die riesigen Hallen sehr beeindruckend sind.


Danach ging’s über die Millenium Bridge auf die St. Paul’s Cathedral zu, um die nächste Tube zu erreichen, die uns zum Tower bringen sollte.
Dort kamen wir dann auch pünktlich zur letzten Führung der Yeomen Wärter an (halb 4). Er hat uns sehr viele sehr interessante und sehr blutige Details über Inhaftierte im Tower erzählt, welche Königin weswegen dran glauben musste (oh ja, Henry VIII war ein fieser Möpp!), die Gerüchte um den Tod der beiden jungen Prinzen (deren Überreste man eingemauert in einem der Türme fand...), warum die Raben beim Tower bleiben müssen usw. Dabei war der Wärter auch noch sehr lustig und angemessen dramatisch. *g*

Man hat eigentlich gar keine wirkliche Vorstellung, wie groß der Tower ist – eigentlich ja eine richtige Burg. Und wie alt, aus dem 13. Jhd.! Absolut beeindruckende Bauten; v.a. der White Tower in der Mitte, der eine schöne Ausstellung zu Kriegsrüstungen und Waffenarsenalen beherbergt. Die Kronjuwelen haben wir uns geschenkt, da wir unsere Zeit im Tower nicht mit stundenlangem Anstehen verbringen wollten, und haben stattdessen den Wall Walk gemacht, der über die innere Burgmauer und durch sechs Türme führt, u. a. mit ausgestellten Folterwerkzeugen der damaligen Zeit und Hinweisen auf die ganzen Einritzungen der Gefangenen in den Turmmauern ... manche hatten wirklich verdammt viel Zeit...

Wirklich sehr, sehr interessant und absolut zu empfehlen. Auch hier gilt aber wieder, lieber sehr früh oder sehr spät zu kommen, da es sonst doch sehr überfüllt sein kann. Wir waren wie gesagt ab halb 4 da und es war zwar immer noch gut besucht, aber man konnte sich doch recht frei bewegen, ohne ständig jemandem auf die Füße zu treten.





Danach ging’s wieder zurück zu Earl’s Court, wo wir uns im Pub The Goose (auf der N End Rd.) noch einen Happen zu Essen genehmigt haben (sieht von außen nach nicht viel aus, ist innen aber schön ausgestattet und die Leute sind sehr freundlich). Wieder todmüde ins Bett mit dem Gedanken, dass wir am nächsten Tag früher raus mussten...


Tag 3 – Shopping und Musicalbesuch

Am nächsten Morgen haben wir uns recht früh (für unsere Verhältnisse) aus dem Bett gequält, um pünktlich am Leicester Square zu sein. An sich kein besonders hübscher Platz, bestehend aus Restaurants, kleinen Krimaskramsbuden, Kinos (u.a. das Odeon, aber Ticketpreise von über 15 £ sind irgendwie leicht abschreckend) und Läden, die günstige Musical-Tickets anbieten. Nach denen wollten wir auch gucken, allerdings bei der TKTS-Bude. Diese ist offiziell von der Theatervereinigung lizenziert und man kann sich sicher sein, dass man a) keine versteckten Gebühren draufgeschlagen bekommt, und b) wirklich gute Plätze erhält.
Es war zum Glück noch nicht viel los, und wir hatten uns schon im Vorfeld für „Avenue Q“ entschieden, die „böse Sesamstraße“. :) Für 30 £ (noch nicht mal 40 €) gab’s Tickets im Parkett in Reihe 12 – wie sich später rausstellte top Sicht und nah an der Bühne.

Nach dem erfolgreichen Ausgeben von Geld haben wir uns bis Bethnal Green vorgekämpft, um von dort einen Bus nach Hackney zu nehmen. Dort gibt es nämlich Outlets von Burberry und Carhartt. Nun, Burberry hat sich definitiv nicht gelohnt. Wenn ein Schal vorher 200 £ kostete, dann jetzt eben 100 £, was wir nach wie vor nicht bezahlen wollten. Sorry, für einen Schal?!
Carhartt war da etwas besser, sie hatten auch grad noch eine T-Shirt-Aktion, sodass man da durchaus fündig werden konnte. Wirklich gelohnt hat sich dieser Ausflug aber nicht.

Danach ging’s zurück ins West End, wo wir uns kurz die Oxford St. anschauten, aber beschlossen, dass die uns viel zu voll ist. Haben uns dann über den Piccadilly Circus wieder zurück zum Leicester Square begeben, da wir dort auf dem Hinweg ein paar Läden mit Rabattaktionen gesehen haben. Das lohnte sich dann schon eher.
Nachdem wir mit Mühe und Not ein Lokal fanden, in dem noch ein Tisch frei war, haben wir flott was Kleines gegessen und sind dann ins Wyndham Theatre (welches direkt am Leicester Square liegt), um uns „Avenue Q“ anzuschauen. Das Theater ist wunderbar altmodisch, mit kleinem Foyer und Stuck und Wandgemälden.

Wie gesagt, die Sitze waren super, das Theater proppevoll. Ich werde noch einen separaten Bericht über dieses Musical schreiben, daher fass ich mich jetzt kurz: Geht und schaut es euch an! Wir haben Tränen gelacht, es war grandios und fabelhaft und wunderbar! Super Cast, die Lieder sind absolute Ohrwürmer (was wirklich gemein ist, weil sie so tolle Titel haben wie „The internet is for porn“ oder „Everyone’s a little bit racist“. *g*), und die Puppen sind einfach klasse. Uneingeschränkt zu empfehlen.


Tag 4 – Der West End Walk


An diesem Tag wollten wir ein paar typischen Touristenattraktionen besuchen. Dafür konsultierten wir den London Guide von Lonely Planet (der einzig wahre Stadtführer).
Wir begannen mit Covent Garden, einer schönen alten Markthalle mit festen kleinen Läden (Teeshops, Schokoladenläden, Schmuck etc.) und variablen Markständen, an dem Künstler ihre selbstgemachten Waren anboten (Schmuck, Gemälde, Kleidung und Accessoires).
Besonders schön: Es finden sich auch immer unterschiedliche Aktionskünstler ein, u.a. liefen wir Jack Sparrow und Tia Dalma über den Weg. Hach, da schlägt mein Fan-Herz doch gleich höher. :)



Danach gings durch China Town über die Piccadilly runter bis in den Green Park, wo wir uns erst mal ein wenig ausruhten und uns von Tauben belagern ließen. Von dort weiter bis zum Buckingham Palace, auf dessen Vorplatz sich natürlich bereits viele Touristen tummelten.


Schon ein beeindruckendes Ding. Warum aber alle an den Zäunen standen, wollte sich uns nicht erschließen. Hoffnung, dass der Queen drinnen langweilig wird und sie mal nach draußen zu den Massen kommt? Also ob.

Von dort gingen wir in den St. James’s Park, einem besonders hübschen Park, von dem man auch einen netten Blick auf den Buckingham Palace sowie auf das London Eye hat (das sich sowieso gern in Bilder schiebt). Schließlich ging’s zum Trafalgar Square, dessen vierte Säule im Moment von Nelsons Schiff in einer Glasflasche belegt ist. Natürlich wimmelte es auf dem Platz wieder nur so vor Menschen, aber wir gingen in die National Gallery, die ein wenig angenehmer war und v.a. meinem Kunstgeschmack etwas mehr entgegen kam. Ich kann mit Bildern von Turner, Monet oder Renoir einfach mehr anfangen.



Nach der sehr hübschen National Gallery gingen wir dann zur Jubilee Bridge, von der aus man gute Fotos vom London Eye und Big Ben machen kann, und haben dann noch einen kurzen Abstecher zum Somerset House gemacht. Ein wirklich schönes neoklassizistisches Gebäude, riesengroß und eigentlich mit einem Fontänenbrunnen auf dem zentralen Innenhof. Dieser war leider abgestellt, da am Abend eine Filmvorführung dort stattfand und bereits Vorbereitungen getroffen wurden. Naja, beim nächsten Mal dann.

Es waren zu diesem Zeitpunkt zwar erst 5 Uhr, aber es kam uns vor wie 8... den ganzen Tag rumlaufen ist wirklich verdammt anstrengend. Also wieder zurück Richtung Hotel, noch kurz beim Italiener etwas essen, und dann tatsächlich ab ins Bett.

Am letzten Tag haben wir eigentlich nichts mehr getan außer gepackt und gelesen, bis wir uns dann um 12 Uhr auf den Weg zum Flughafen gemacht haben. Schließlich mussten wir mit Tube und Zug rund 2 Stunden Fahrt einrechnen.

Ein wirklich schöner, interessanter Urlaub. Wir haben längst nicht alles gesehen, was wir uns vorgenommen hatten, und natürlich bedeutet das, dass wir wohl in nicht allzu ferner Zukunft noch mal nach London müssen. :)

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